Wir, das Kollektiv Gerädert, haben am Sonntag, den 13.12., das Gelände Alte Salzstraße/Saarländer Straße bezogen. Wir brauchen Wohnraum mit Perspektive und erschaffen hier einen Wagenplatz, der sich in bestehende Kiezstrukturen integrieren wird. Am Donnerstag, den 17.12., haben wir von Seiten des Amtes für Grünflächen und Gewässer einen Räumungsbescheid erhalten, der uns auffordert, die Fläche unverzüglich zu verlassen. Wir fragen: Wohin?
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In Leipzig sind innerhalb von zehn Tagen zwei Wagenplätze neu entstanden, einer von ihnen -das Kollektiv Mora Riesa- wurde wieder geräumt. Die Tatsache, dass es in so kurzer Zeit zwei Besetzungen gab, ist ein hausgemachtes Problem.
Ein Beispiel: Eine Gruppe will aus einer anderen Stadt nach Leipzig ziehen, bemüht sich um einen Pachtvertrag für eine Fläche in Mockau. Der Pächter, ein Sportverein, gibt grünes Licht, worauf hin die Gruppe nach Leipzig zieht. Kurz bevor der Pachtvertrag an einem Tisch unterschrieben wird, schaltet sich das Amt für Sport und Bäder ein – und der Vertrag platzt. Die Gruppe zieht auf den Wagenplatz am Jahrtausendfeld, welcher der Gruppe wie vielen anderen Neuankömmlingen in der Stadt als erstes Zuhause dient, da die anderen Wagenburgen der Stadt keinen Platz haben. Die Stadtbau AG und die Stadt, denen das Gelände gehört, üben immer wieder Druck auf die Bewohner*innen aus, denn die Fläche soll bebaut werden (die Räumung ist zum 21.12. angekündigt). Die neu hinzugezogene Gruppe schließt sich zwei Kollektiven an, dem Kollektiv Mora Riesa und dem Kollektiv Gerädert.
Das Kollektiv Gerädert sucht ein geeignetes Gelände und versucht Anfang Oktober, mit der Stadt in Gespräche über eine Pachtung des Geländes Alte Salzstraße/Saarländer Straße zu treten. Der verantwortliche Beamte für den Wagenplatz am Jahrtausendfeld begrüßt diese Initiative und verspricht, die Anfrage „in den Entscheidungsprozess“ zu geben – und antwortet nie wieder auf die Anfrage der Gruppe. Mitte Dezember, als der Druck auf die Bewohner*innen des Jahrtausendfelds mal wieder sehr stark wird und die Stadt nach wie vor keine Antwort auf die Anfrage verlauten lässt, entschließt das Kollektiv sich dazu, eigenständig den Umzug zu vollziehen.
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Der Wagenplatz, den wir nun bewohnen, ist die Wiedererschließung der ungenutzten Fläche des ehemaligen Spinnerei- Kinderspielgartens. Das Gelände wurde in der Vergangenheit bereits kollektiven, nicht profitorientierten Projekten zur Nutzung angeboten, unter anderem als Ausweichfläche für den Bauspielplatz. Für uns steht fest: Es gibt keinen Mangel an geeigneten Flächen; es herrscht ein politischer Unwille.
Wir fragen uns: Was stellt die Stadt sich als Lösung vor, wenn sie einen Platz zur Auflösung drängt, die Bestehenden keine Kapazitäten mehr haben, Anfragen über Pachtverträge innerhalb der Ämter nicht weitergeleitet werden, öffentliche Flächen nicht mehr für Wagenplätze zur Verfügung stehen sollen und neue Besetzungen zudem nicht geduldet werden?
Wir sind da. Wir sind viele. Wir werden mehr. Wir brauchen Platz. Und wem gehört die Stadt?
Wir fordern die Stadt auf, ihrer Selbstpositionierung als Stadt der Vielfalt nachzukommen, Freiräume und alternative Wohnformen zu fördern und sie nicht nur zu eigenen Zwecken zu instrumentalisieren.
Wir fordern die Stadt auf, Wagenleben als Wohnform gleichberechtigt mit anderen Wohnformen anzuerkennen und dem Bedarf an Wohnraum für Wagenbewohner*innen und Wagenplätze nachzukommen.
Wir fordern die Stadt auf, einen konstruktiven Umgang mit Wagenplätzen und Wagenbewohner*innen zu finden und Orte zu schaffen und zuzulassen, an denen wir so wohnen können, wie wir es wollen.
Denn wir lösen uns nicht in Luft auf.
Solidarität mit den besetzten Plätzen! Mora Riesa: bleibt! RhizomiA: bleibt! Trailormoon: bleibt! Focke: bleibt! Wir: bleiben!
Kollektiv Gerädert, Wagenplatz Anna Ecke
Das ungekürzte Positionspapier gibt es hier als .pdf